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AutorenbildBärbel

Wie Adretta zum Star wurde

Moin zusammen,


Die Sorte Adretta hatte viele Jahre eine geradezu staatstragende Rolle inne. Wie es dazu kam:



In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte die Bevölkerung der DDR mit zunehmenden Versorgungsengpässen zu kämpfen, so auch bei Lebensmitteln. Die Ernteerträge der Kartoffeln, d e m wichtigen Grundnahrungsmittel, gingen zurück, und darüber hinaus waren die Menschen mit der Qualität der Knollen unzufrieden.


Die Partei- und Staatsführung sah die Schuld dafür in der Kartoffelzüchtung und verlangte daher mit Nachdruck neue Sorten, mit denen die Versorgungslage in der DDR nachhaltig verbessert werden könnten. Dr. Karl-Heinrich Möller, der in dem damaligen Institut für Pflanzenzüchtung in der Nähe von Rostock als Züchter arbeitete, kreuzte über viele Jahre Kartoffelsorten mit vorteilhaften Merkmalen, d. h. möglichst resistent gegen Viren, guter Ertrag, guter Geschmack usw. Auf diese Weise schuf Dr. Möller insgesamt 25 neue Kartoffelsorten wie z. B. die Auriga und die Ada und natürlich die Adretta - ein echtes Lebenswerk.


Mit der Adretta gelang ihm ein echter Knaller. 1975 erlangte diese Kartoffeln ihre Zulassung und schon bald überstieg ihr Anbau alle bekannten Größenordnungen. Bis zu 50 % der Kartoffelanbaufläche der DDR wurde mit Adretta bepflanzt, die resistent gegen mehrere Kartoffelviren ist, unempfindlich bei Transport und Lagerung ist und auch noch sehr gut schmeckt. So war sie nicht nur der Liebling der Kartoffelbauern sondern auch der der Kartoffelesser. Ich stelle mir vor, dass sie bei allen auf dem Mittagstisch zu finden war.


Aber damit nicht genug: Sie wurde in die Sowjetunion exportiert und verbreitete sie sich so über weite Teile dieses großen Landes. Wenn das keine Karriere ist! Und heute? Ein Gremium aus Vertretern deutscher Umwelt- und Verbraucherverbände sowie landwirtschaftlicher Organisationen Deutschlands wählte Adretta im Jahr 2009 in Anknüpfung an diese Erfolgsgeschichte zur Kartoffel des Jahres. Ziel dieser Auszeichnung ist es, auf die Kartoffelvielfalt jenseits der Massensorten aufmerksam zu machen.


Warum ich sie so gerne kaufe? Ich finde sie sehr aromatisch, und wenn ich ein Püree mache, ist sie mit ihren bummeligen 16 % Stärke die mehlig kochende Kartoffel meiner Wahl.


Tschüs

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